Warum Kinder- und Jugendpsychotherapie (KJP)?

Etwa 17 % aller Kinder und Jugendlichen zeigen psychische Störungen wie Hyperaktivität, Angststörungen, Depressionen oder aggressive Verhaltensauffälligkeiten. Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen sind vergleichsweise stabil und erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer psychischen Störung im Erwachsenenalter signifikant. Das Kindes- und Jugendalter ist die Hauptrisikoperiode für die Entwicklung psychischer Störungen. Trotz der Relevanz und des hohen Bedarfs besteht ein signifikant schlechteres Angebot an evidenzbasierter Psychotherapie für Kinder und Jugendliche als für Erwachsene. Die Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen ist mit hohen ethischen und fachlichen Anforderungen an Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten verbunden. Kinder stellen eine besonders schutzbedürftige Personengruppe dar und sie haben Anspruch auf eine qualitative hochwertige psychotherapeutische Behandlung. Die Anwendung evidenzbasierter Psychotherapieverfahren setzt voraus, dass Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten über ein umfangreiches psychologisches (insbesondere entwicklungspsychologisches) Grundlagenwissen sowie über ein sehr fundiertes Fachwisssen und ein sehr hohes praktisches Wissen über verschiedenste evidenzbasierte Psychotherapie-Methoden verfügen.

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie ist ein sehr abwechslungsreiches Berufsfeld, das die Arbeit mit ganz unterschiedlichen Alter- und Personengruppen umfasst. So muss ein Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut bzw. eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin sowohl auf die Arbeit mit Klein- und Vorschulkindern als auch mit Jugendlichen bis zum 21. Lebensjahr vorbereitet sein. Das Tätigkeitsfeld schließt darüber hinaus aber auch in erhöhtem Maße die Arbeit mit Bezugspersonen wie Eltern, Lehrkräften und Pädagogik-Fachkräften mit ein. Oftmals reicht es nicht nur mit einer Person, z.B. dem Kind zu arbeiten, eine kinder- und Jugendpsychotherapie ist oftmals nur erfolgsversprechend, wenn es gelingt, die dazugehörigen Bezugspersonen mit in die Therapie mit einzubeziehen.

Psychologinnen und Psychologen haben nach ihrem Studium die Wahl: Sie müssen sich entscheiden, ob sie die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten bzw. zur Psychologischen Psychotherapeutin (Erwachsene) oder zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten bzw. zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (Kinder und Jugendliche) machen. Für viele ist das keine leichte Entscheidung. Die folgenden Informationen sollen Ihnen dabei helfen, den für Sie persönlich richtigen Ausbildungsgang zu finden. Viele Psychologinnen und Psychologen interessieren sich schon im Laufe des Studiums für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Nach dem Studium entscheiden sich viele dann jedoch für die Ausbildung in Psychologischer Psychotherapie mit der Idee, dass Sie dann die Abrechnungsgenehmigung für Kinder und Jugendliche in einer Zusatzqualifikation erwerben können und somit alles behandeln können: Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Unsere Erfahrungen zeigen jedoch, dass dies oft ein Trugschluss ist. Sie lernen in der Ausbildung in Psychologischer Psychotherapie keine spezifischen Techniken für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Auch die Zusatzqualifikation für Kinder und Jugendliche bereitet Sie oft nicht ausreichend auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vor. Sie sind als Psychologischer Psychotherapeut oder als Psychologische Psychotherapeutin oft nicht ausreichend qualifiziert, Kinder und Jugendliche zu behandeln.

Was zeichnet gute Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und gute Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten aus?

Die multimodale Arbeit als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin oder -therapeut ist spannend und vielfältig, erfordert jedoch auch spezifisches psychotherapeutisches Wissen und praktische Erfahrung. Ebenso wie Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychologische Psychotherapeuten müssen insbesondere auch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten über ein fundiertes Störungswissen verfügen. Psychotherapie ist in dieser Altersgruppe gleichzeitig auch Prävention und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind ein zentrales gesundheitspolitisches Thema.

Berufsfelder und Berufsaussichten

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten haben vielversprechende Berufsaussichten: Die allermeisten unserer AusbildungsteilnehmerInnen bekommen schon während ihrer Ausbildung eine Anstellung angeboten. Beschäftigungsmöglichkeiten finden sich zum Beispiel in Beratungsstellen oder im stationären Bereich, zum Beispiel in Kliniken.

Auch der Schritt in die Selbstständigkeit ist möglich: Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten können z.B. eine eigene Praxis eröffnen. Aufgrund der großen Unterversorgung im Kinder- und Jugendbereich bieten sich auch hier oftmals größere Chancen auf einen Kassensitz an als im Erwachsenenbereich. Auf die vielfältigen Initiativen der Psychotherapeutenkammern und Verbänden hat der Gesetzgeber reagiert und 2008 eine spezielle Quote (20%) für die Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen beschlossen. Das am 1. Januar 2009 in Kraft getretene GKV- Organisationsweiterentwicklungsgesetz (GKV-OrgWG) legt eine Mindestquote bei der Vergabe von Kassensitze vor, die festlegt, dass 20% der Kassensitze für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen sichergestellt werden müssen. Aufgrund des hohen Bedarfs und durch Ruhestandseintritte älterer Therapeutinnen und Therapeuten ist zu erwarten, dass auch in Zukunft weitere freie Kassensitze für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie geschaffen werden.

Gute Gründe für KJP und Fakip

Es gibt viele sehr gute, individuelle Gründe, sich für eine postgraduale Ausbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie am Fakip zu entscheiden. Trotz der Vielzahl der individuellen Gründe wollen wir einige zentrale Gründe für ein ebensolches Vorhaben nennen, die als Orientierung dienen können: